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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 6

1897 - Leipzig : Hirt
6 Aber in Armins Seele stand der Entschlu fest, das nicht zuzugeben. Ohne List freilich war nichts auszurichten. Er verkehrte viel mit Varus und brachte es dahin, da dieser aus seinem festen Lager aufbrechen mute, um durch den unwegsamen Teutoburger Wald gegen ein entfernteres Volk, das sich emprt hatte, zu ziehen. Scheinbar als Bundesgenosse begleitete Armin den rmischen Feldherrn. Pltzlich aber fiel er mit seinen Scharen der die Rmer her und ttete nach verzweifeltem Widerstande die meisten. Glcklich noch, wem ein schneller Tod hinweghalf der den Ausbruch wilden Hasses unter den Deutschen; denn die lebend gefangen genommenen Rmer wurden entweder unter Martern gettet oder muten zeitlebens in drcken-der Knechtschaft arbeiten. Nur wenige Reiter entkamen, um die Kunde von der groen Nieder-lge an den Rhein zu bringen. Schrecken und Bestrzung verbreiteten sich bis in die Hauptstadt, so da der Kaiser Augustus frchtete, die Deutschen wrden ihn vom Throne strzen. Doch Armin begngte sich damit, Deutsch-land bis zum Rhein befreit zu haben. (9 n. Chr.) 3. Ihn nahmen bald andere Sorgen in Anspruch. In der Heimat fand er Feinde genug zu bekmpfen. Segest war und blieb der Freund der Rmer. Er verweigerte dem Armin seine Tochter Thusnelda, die dieser zur Gattin begehrte. Als nun trotzdem die Liebenden sich vermhlten, rief er einen andern rmischen Heerfhrer herbei, Germanikus, (diesen Namen erhielt er wegen seiner Kmpfe gegen die Deutschen, welche die Rmer Germanen nannten) und lieferte ihm die Tochter aus, um dem ver-haten Schwiegersohne eine recht tiefe Wunde zu schlagen. Thusnelda wurde nach Italien geschleppt und hat weder das Vaterland noch ihren Gatten je wiedergesehen; ihr Sohn Thumelikus starb in jungen Jahren eines elenden Todes. 4. Armin mute sich aus seinem tiefen Leid aufraffen, als die Rmer von neuem einfielen. Es gelang ihm nur schwer, die ntigen Streitkrfte zur Zurckdrngung des Feindes zusammenzubringen. Diente doch sein eigener Bruder Flavus (der Blonde: so nannten ihn die Rmer) im feindlichen Heere. Als Armin hrte, da der Bruder ihm gegenberstehe, ritt er bis an den Flu er stand gerade an der Weser und forderte ihn zu einer Unterredung auf. Als Flavus am andern User erschien, bemerkte Armin, da er durch den Verlust eines Auges entstellt sei. Auf die Frage, woher dies rhre, nannte Flavus die Schlacht, in der er es verloren; er erwhnte die Erhhung seines Soldes, die Ordensketten, die andern Ehren, die er

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 45

1897 - Leipzig : Hirt
45 seiner nunmehrigen Stellung das groe Opfer gebracht, die Rechte seiner Familie der die Stadt Nrnberg zu verkaufen; mit dem Erls hatte er eine frnkische Ritterschar ausgerstet, die ihm helfen sollte, in Brandenburg An-sehen zu gewinnen. Mit seinen Rittern und mrkischen Brgern trat er den Pommern im Gefecht am Kremmer Damm entgegen und schlug sie zurck. Trotz dieser Probe seiner Kraft und Tchtigkeit, trotz aller Langmut und freundlichen Entgegenkommens vermochte er die Qnitzows nicht zu gewinnen. Da entschlo er sich (1414), ihren Widerstand mit Gewalt zu brechen. Sie fhlten sich in ihren festen Burgen Friesack und Plaue ganz sicher. Aber Friedrich lieh sich ein schweres Geschtz, angeblich die faule Grete" genannt, weil es so langsam fortzubringen war; mit diesem scho er die dicken Mauern, hinter denen sich die Quitzows bargen, zusammen. Er zwang die Feinde, zu flchten, und nach einigen Jahren muten sich selbst diese hartnckigen Gegner dem beharrlichen und klugen Fürsten unter-werfen. Fr die Mark Brandenburg bedeutete die Besiegung der Raubritter den Anfang einer neuen Zeit. Denn Sigismund erhob nun den bisherigen Statthalter zum Kurfrsten von Brandenburg (1415). So kam das Haus der Hohenzollern in den Besitz desjenigen Landes, dessen zhe Bevlkerung sich eignete, der Kern eines groen Reiches zu werden. 3. Leider konnte Friedrich auch als Kurfürst (nunmehr Friedrich I.) sich nicht ganz dem Wohle seiner Unterthanen widmen. Ost berief ihn der Kaiser ins Reich als Staatsmann wie als Feldherrn. Zum Glck besa Friedrich eine ebenso schne wie einsichtige Gemahlin Elisabeth (von den Mrkern mit Vorliebe die schne Else" genannt). Wenn er nun nicht im Lande bleiben konnte, setzte er diese zur Statthalterin ein, und sie regierte tchtig, ganz im Sinne ihres Gemahls. Bald wuchs auch der lteste Sohn Johann soweit heran, da er den Vater vertreten konnte. So erklrt es sich, da der Kurfürst in seinen letzten Lebensjahren mehr in seiner frnkischen Heimat als in der Mark verweilte. Es fiel eben diesem aus den Lndern am Main stammenden Geschlechte schwer, sich an die Mark und ihre wenig gebildeten Bewohner zu gewhnen. Aber die Pflicht hatte schon diesem ersten Hohenzollern hher gestanden als seine Neigung. Seine stets erprobte Tchtigkeit bewahrte ihn doch nicht vor der Un-gnade Sigismunds; sonst wrden schon damals die Hohenzollern zur hchsten Machtstellung in Deutschland emporgestiegen sein. Denn Sigismund hatte nur eine Tochter; wre das Verhltnis zwischen ihm und dem Kurfrsten

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 69

1897 - Leipzig : Hirt
69 20. Wilhelm L, König von Preußen (186188), Deutscher Kaiser (187188). 1. Als die Knigin Luise noch lebte, hatte sie einmal in einem Briefe ihrem Vater alle ihre Kinder vorgefhrt. Der Kronprinz ist voller Leben und Geist. Er hat vorzgliche Talente; er ist wahr in allen seinen Em-pfindnngen und Worten: das Groe und Gute zieht seinen Sinn an." Dieses Urteil der Mutter bewhrte wohl der Sohn; aber als er (1840) nach dem Tode des Vaters zur Regierung kam, zeigte es sich, da er kein Feldherr sei, und einen solchen brauchten Preußen und Deutschland, wenn sie geeinigt und mchtig werden sollten. Was ihm fehlte, besa sein jngerer Bruder Wilhelm, den die Mutter schon einfach, bieder und verstndig" genannt hatte. Von frher Jugend an war die Neigung bei ihm sichtbar, sich zum Soldaten auszubilden. Als 17jhriger Jngling hatte er bereits groe Todesverachtung be-wiesen. Mitten in einer Schlacht auf franzsischem Boden (1814) hatte ihn der Vater, der ein russisches Regiment furchtbar unter den feindlichen Kugeln leiden sah, abgeschickt, den Namen der tapferen Abteilung festzustellen. Die Erscheinung des mutigen Knigssohnes begeisterte die wankenden Krieger zu neuen Anstrengungen, und sie warfen den Feind. Mittlerweile hatte Prinz Wilhelm kaltbltig die Toten und Verwundeten gezhlt und erfllte seinen Auftrag zur grten Zufriedenheit des Vaters. Nach eingetretenem Frieden eignete er sich mit redlichstem Fleie die Strkung und Abhrtung des Krpers sowie die Kenntnisse an, welche ein Heerfhrer braucht. Er wuchs zu einem schnen stattlichen Manne heran, der bald als das Muster eines ritterlichen Fürsten galt. So gewann er die Zuneigung der geistvollen Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar und in ihr eine Lebensgefhrtin, die sein Haus zum Mittelpunkt eines regen geistigen Verkehrs machte. 2. Diese anmutige Prinzessin war in der Heimat der Liebling des Dichterfrsten Goethe gewesen, der von ihr gesagt hatte: Sie darf mitreden; denn sie hat etwas gelernt." Auf einer ihrer Wanderungen traf sie einmal im Walde ein armes Mdchen, dem mde die Augen zugefallen und der angefangene Strickstrumpf entglitten war. Aufgeweckt durch das raschelnde Laub, griff weinend die kleine Schlferin nach der Arbeit und erzhlte der Unbekannten, da der Vater Waldhter und die Mutter sehr streng sei; sie werde wohl wegen der versumten Zeit Schlge, aber kein Abendbrot

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 79

1897 - Leipzig : Hirt
79 pflichtschuldig immerfort prsentieren. Dies bemerkte verwundert Prinz Wilhelm. Sofort lie er die Shne zu sich kommen und bestrafte sie selbst nach einer eindringlichen Belehrung. 6. Mit 29 Jahren wurde Prinz Wilhelm der Nachfolger seines Vaters. Man hatte wohl gefrchtet, er werde bei seiner Vorliebe fr das Heer eine kriegerische Regierung führen. Aber das war eine Tuschung. Gleich nach der Thronbesteigung erklrte der junge Kaiser, da er im Vertrauen auf Gott und auf die Wehrhaftigkeit unseres Volkes die Zuversicht hege, das, was unter der Leitung seiner beiden Vorgnger durch Kampf gewonnen worden sei, in friedlicher Arbeit zu behaupten und zu befestigen. So lie er sich angelegen sein, durch persnliche Besuche freundliche Beziehungen zu allen Herrschern Europas zu gewinnen. Ganz besonders ist es aber sein Bestreben, der Not der arbeitenden Klassen zu steuern, wie es sein Grovater schon angefangen hatte. 7. Groen Wert legt Kaiser Wilhelm Ii. auf die Verstrkung der Seemacht, nicht nur um die Ksten des Vaterlandes zu schtzen, sondern auch um fr Deutschland in fremden Erdteilen Besitzungen zu gewinnen und damit nachzuholen, was lange versumt worden war. Eine Herzens-frende war es ihm, da er die alte deutsche Insel Helgoland von England, das diesen wichtigen Sttzpunkt in der Zeit Napoleons I. sich angeeignet hatte, durch Vertrag zurckgewann. Ebenso wichtig war es, da durch einen groartigen Kanal eine sichere und ungestrte Verbindung zwischen der Ost-und Nordsee hergestellt wurde. Er erhielt den bedeutungsvollen Namen Kais er-Wilh elm-Kanal." Mit seiner frommen Gemahlin vereint sorgt er dafr, da dem deutschen Volke die Religion erhalten bleibe; mit starker Hand hlt er die Ordnung aufrecht und giebt das Beispiel unerschtterlicher Pflichttreue. Gott erhalte und schtze den Kaiser und König Wilhelm Ii.

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 24

1897 - Leipzig : Hirt
24 schsischen Städte diesen Ursprung an, z. B. Merseburg (hier schlug Heinrich I. 933 die Ungarn) und Quedlinburg (wo der König samt seiner Gemahlin bestattet wurde). 2. Ihm folgte (936) sein Sohn Otto I. Der Vater hatte ihn noch bei Lebzeiten zum Nachfolger ausgewhlt, weil er der Tchtigste unter seinen Shnen war. Daraus entwickelten sich aber blutige Kmpfe. Der ltere Bruder Thankmar wie der jngere Heinrich trachteten nicht nur nach der Krone, sondern sogar nach dem Leben des Knigs, bis jener im Aufruhr erschlagen wurde, diesen aber die Mutter Mathilde, welche all dies Elend erlebte, zur Unterwerfung bewog. Auch den starren Sinn des knig-lichen Sohnes wute diese edle Frau zur Vershnung zu stimmen. 3. Und doch war dies noch nicht das grte Leid fr Otto I., da die Brder sich gegen ihn emprten. Er war jung vermhlt worden mit einer Frstentochter aus England Editha; aus dieser glcklichen Ehe stammte ein Sohn Ludolf, der in allem das Abbild des Vaters zu werden versprach. Da starb die Mutter eines vorzeitigen Todes. So tief Otto das geliebte Weib betrauerte, mancherlei Verhltnisse zwangen ihn zu einer zweiten Ehe. 4. Schon Heinrich I. hatte in seinen letzten Lebensjahren den Gedanken gehabt, mit Deutschland, das durch ihn geordnet und mchtig geworden war, Italien zu verbinden, Rom zu erobern und sich die Kaiserkrone auf-zusetzen, wie Karl der Groe es gethan hatte. Diesen Plan des Vaters, dessen Ausfhrung durch den Tod verhindert worden war, nahm jetzt Otto I. auf. Bald kam auch aus Italien eine Botschaft, die jedem Zaudern ein Ende machte. 5. Im nrdlichen Italien (Lombardei) wurde die jung verwitwete Knigin Adelheid von einem Fürsten bedrngt, der um ihrer Krone willen sie mit seinem Sohne vermhlen wollte. Als die Frstin von dem auf-gedrungenen Freier nichts wissen mochte, wurde sie gefangen genommen und in einen dsteren Kerker am Gardasee geworfen. Aber von hier aus gelang es ihr, durch einen treuen Boten die Hilfe des deutschen Knigs anzurufen. Nicht vergebens: Otto, ohnehin entschlossen, auf den Wegen Karls des Groen zu wandeln, htte hochsinnig, wie er war, der Bitte einer schtz-losen Frau sich nicht entzogen. So sammelte er denn ein Heer, und voraus schickte er seinen schon ziemlich herangewachsenen Sohn Ludolf, den er bereits mit der Verwaltung des Herzogtums Schwaben betraut hatte. Doch dieser war noch zu jugendlich-nnbedacht, um etwas auszurichten. Erst Otto selbst befreite Adelheid und gewann die anmutige, hochgebildete

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 33

1897 - Leipzig : Hirt
33 fllig zu Bitten, der zu gehorchen Habe. So erhob sich der Kaiser. Die alte Freundschaft war zerrissen, der Kampf zwischen Staufern und Welfen begann von neuem. 7. Zunchst zog der Kaiser gegen die Lombarden; doch er verlor die Schlacht bei Legnano (1176). So mute er doch den Gedanken aufgeben, den Gehorsam Italiens zu erzwingen. Auf einer Zusammenkunft zu Venedig shnte er sich mit dem Papste Alexander Iii. aus (1177). 8. Friedrichs Ansehen war geschwcht, und er mute eilen, es durch die Bestrafung des ungehorsamen Herzogs wieder zu heben. Diese wrde bei der groen Macht Heinrichs des Lwen schwer ausfhrbar gewesen sein, wenn der Welfe nicht durch seine Herrschsucht sich viele Feinde unter den deutschen Fürsten gemacht htte. Sie begrten die chtung des gewaltigen Mannes mit Freuden und strmten alle auf ihn ein, so da er nach kurzem Widerstande sich dem Kaiser unterwerfen und dessen Gnade anflehen mute (1180). 9. Der Zorn Friedrichs verrauchte, als er den frher so mchtigen Jugendfreund zu seinen Fen liegen sah. Gromtig dachte er nicht an die Hartnckigkeit, mit der Heinrich ehemals ihn selbst in hnlicher Lage abgewiesen hatte. Die entzogenen Herzogtmer konnte er ihm freilich nicht wiedergeben. (Bayern hatte jener Otto von Wittelsbach erhalten, dem Friedrich die Rettung aus Gefahr nicht vergessen hatte.) Aber wenigstens die Lnder Braunschweig und Lneburg lie er ihm und seinen Kindern. 10. Nun stand der Kaiser nach dem schnellen Sturze dieses Gegners wieder geachtet und gefrchtet da. Als er einen Reichstag (1184) nach Mainz berief, da versammelten sich zahlreich die Fürsten und die Blte des Adels (40000 Ritter) um ihn. Snger und Dichter wetteiferten, den groen Kaiser zu preisen. Das Haus der Staufer schien dauernd seine Macht in Deutschland begrndet zu haben. Denn blhende, hochbegabte Shne umgaben den Herrscher. Der lteste (Heinrich Vi.) war schon zu seinem Nachfolger gewhlt; er hatte Aussicht, Italien, das der Vater verloren hatte, wieder zu gewinnen; denn seine Gemahlin war Konstanze, die Erbin des Knigreichs Neapel und Sizilien, geworden, und die alte, nun vershnte Gegnerin Mailand hatte es sich als hchste Ehre erbeten, da die Hochzeit in ihren Mauern gefeiert werde. So lchelte dem vielgeprften Fürsten ein friedlicher Lebensabend. 11. Da kam pltzlich die Kunde, Jerusalem, die heilige Stadt, welche vor etwa einem Jahrhundert (1099) auf dem ersten Kreuzzuge den Unglubigen, den Trken, entrissen worden war, sei den Christen wieder ver- Wagner. Deutsche Lebensbilder. Ausgabe B. 3

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 62

1897 - Leipzig : Hirt
62 setzte ihnen nach, eroberte Stettin, Stralsund und die Insel Rgen; ja, er fuhr mitten im hrtesten Winter auf Schlitten mit seinen Soldaten der das Haff. Die Feinde wichen berall in wilder Unordnung vor ihm zurck. All dieser Heldenmut trug aber doch nicht die erhofften Frchte. So unendlich schwer es dem Kurfrsten auch wurde, er mute beim Friedens-schlusse smtliche Eroberungen wieder herausgeben. 5. Bei diesen mit vielen Mhen und Entbehrungen verbundenen Feld-zgen stand ihm seine zweite Gemahlin treu zur Seite. Luise Henriette war, kaum 40 Jahre alt, gestorben, tief betrauert von dem Kurfrsten, der sich bei ihren Ratschlgen wohl befunden hatte und sie nach ihrem Tode oft vermit hat. Spter vermhlte er sich mit Dorothea von Holstein-Glcksburg, die ihm freilich die Verstorbene nicht zu ersetzen vermochte. Aber an Frsorge fr den Gemahl lie sie es nicht fehlen. Bei der Be-lagerung von Stettin folgte sie ihm bis in den Kugelregen und bat ihn schlielich, er mge sich doch dem Tode nicht so verwegen aussetzen. Aber er antwortete voll gewisser Zuversicht: Wann hast Du jemals gehrt, da ein Kurfürst von Brandenburg erschossen worden sei?" Doch konnte sie sich mit ihren Stiefkindern nicht verstndigen, und dies bereitete dem altern-den Fürsten manchen Kummer. 6. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich der Kurfürst den Werken des Friedens, die er bereits frher eingeleitet hatte. Er frderte Acker-und Obstbau; kein Bauer durfte heiraten, bevor er nicht sechs Eichen gepflanzt und sechs Obstbume veredelt hatte. Zur Hebung des Handels ver-band er die Oder mit der Spree durch den Mllroser Kanal oder Friedrich-Wilhelms-Graben. Schulen, hohe wie niedere, legte er an. Eine groe Bchersammlung schuf er dadurch, da er die von seinen Vorfahren her-rhrenden Werke, die auf dem Boden des Schlosses moderten, aufstellen und ordnen lie. Besonders wichtig war aber die Aufnahme der aus Frankreich ver-triebenen Reformierten (Hugenotten). Ludwig Xiv. wollte nmlich wie in allen anderen Beziehungen so auch in der Religion eine vollstndige Einheit in seinem Lande herstellen. Deshalb muten alle diejenigen, welche sich nicht zu seinem Glauben bekehren wollten, und deren gab es recht viele in Frankreich heimlich entfliehen. Friedrich Wilhelm nahm diese geschickten und fleiigen Leute gern bei sich auf und siedelte sie in ver-schiedenen Gegenden an. Damit hob er Bildung und Betriebsamkeit bei seinen Unterthanen, die neue Einrichtungen kennen lernten; Gewehrfabriken. Zuck^rsiedereien, Gaze-, Seide- und Kreppfabriken entstanden.

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 63

1897 - Leipzig : Hirt
63 - Ganz besondere Aufmerksamkeit widmete der Kurfürst dem Seehandel und der Flotte. Er ruhte nicht eher, als bis seine Flagge (der rote Adler im weien Felde) sich auf dem Weltmeere zeigen konnte; ja er erwarb sogar schon eine Kolonie in Afrika. Weun das auch keinen Bestand hatte, so lag darin doch ein deutlicher Fingerzeig, auf welchen Bahnen seine Nachfolger wandeln sollten; sogar die Erwerbung Schlesiens zeichnete er ihnen schon als eine notwendige Maregel vor. Als er (1688) starb, war der Staat gegrndet, welcher der uralten deutschen Zerrissenheit ein Ende machen sollte. 18. Kriedrich der Groe (174086). 1. Es gab in Preußen einmal einen König, den man frh und spt nur in Uniform sah. Er liebte seine Soldaten so, da er sie seine lieben blauen Kinder nannte; denn blau war die Farbe ihres Waffenrockes. Der König Friedrich Wilhelm L war zwar sehr sparsam, aber nicht etwa geizig; er sammelte einen Schatz, weil er wute, da sein Sohn Krieg zu führen haben wrde. Dieser Sohn sollte deshalb ein tchtiger Soldat und ein sparsamer, gottesfrchtiger Mensch wie der Vater werden. Anfnglich spielte auch der kleine Kronprinz Fritz gern mit Soldaten; aber bald las er lieber Bcher und blies auf der Flte, und statt der Uniform zog er gern einen bequemen Schlafrock ganz heimlich an. Wenn der Vater kam, versteckte er ihn freilich, aber der König merkte es doch und wurde sehr zornig darber. Noch unwilliger wurde er, als er erfuhr, da der Sohn mit seinem Taschengelde nicht auskomme, sondern Schulden mache. Da griff er wohl zu seinem Bambusrohre, von dem er sich selten trennte, und zchtigte den Sohn selbst dann noch, als dieser schon herangewachsen und Offizier geworden war. Da wollte Friedrich dem Vater entfliehen; aber der Plan milang, und der erzrnte König beschlo, den 18jhrigen Kronprinzen hart dafr zu bestrafen. Er lie den Lieutenant von Katte, der die Flucht begnstigt hatte, hinrichten, und der Kronprinz wurde lnger als ein Jahr auf der Festung Kstrin gefangen gehalten. Als er sich aber besserte und fleiig arbeitete, um sich die Zufriedenheit des Vaters wieder zu erwerben, wurde er begnadigt und erhielt das Schlo in Rheinsberg geschenkt, wo er sich eine eigene behagliche Huslichkeit einrichten durfte. Nach und nach erkannte Friedrich, da der Vater trotz seiner rauhen

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 59

1897 - Leipzig : Hirt
59 Dort lernte er ein kleines Volk kennen, das in heldenmtigem Kampfe gegen einen weit berlegenen Feind, die Spanier, sich Freiheit und Un-abhngigkeit errungen hatte; das durch rastlosen Flei das erste Handels-Volk der Welt geworden war; das durch peinliche Sauberkeit und Ord-nungsliebe behbigen Wohlstand sich erarbeitet hatte und darber der Kunst und Wissenschaft nicht verga. Groe Gelehrte schmckten die Universitt Leiden, und tchtige Knstler fhrten die Bltezeit niederlndischer Malerei herbei. Zwar dauerte der Freiheitskrieg noch fort, aber er wurde mit Glck von dem Statthalter, dem Prinzen Friedrich Heinrich aus dem Hause Dramen, gefhrt. Diesem Hause verdankte Holland alles, was es war. Wilhelm (der Schweigsame) hatte den Gedanken der Befreiung vom spanischen Joche angeregt und bis zu seinem Tode den beraus schweren, beinahe hoffnungslosen Kampf thatkrftig geleitet: in seinen Bahnen war sein Sohn Moritz weitergegangen; ihm war sein Bruder Friedrich Heinrich gefolgt. In den Kreis dieser groen Vorbilder trat der branden-burgische Kurprinz, bereit zu beobachten und zu lernen. Einen guten Kern brachte er bereits mit. In der Residenzstadt Haag herrschte unter der reichen Jugend ein ppiges Leben, abstechend von der arbeitsfreudigen Nchternheit des Volkes. Man suchte den jungen Fürsten in die verfhrerischen Schlingen dieses Treibens zu verstricken; aber er ri sich davon los: ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig"; er eilte zu seinem vterlichen Freunde, dem Statthalter, in das Kriegslager von Breda. Eine solche Flucht", sagte dieser, ist heldenmtiger, als wenn ich Breda eroberte. Vetter, Ihr habt das gethan, Ihr werdet mehr thuu. Wer sich selbst be-siegen kann, der ist zu groen Unternehmungen fhig." Friedrich Heinrich behandelte den Kurprinzen mit hoher Achtung und fhrte ihn auch in seine Familie ein, wo Friedrich Wilhelm seine sptere Gemahlin, Luise Henriette, kennen lernte. Der junge Fürst lebte und webte ganz in dem Gedanken, seinem Lande hnliche Quellen des Wohlstandes zu erffnen, wie er sie hier vor sich sah: Handel, Schiffahrt. Kolonieen. 2. Diese Plne schienen unausfhrbar, als Friedrich Wilhelm mit 20 Jahren (1640) zur Regierung kam. Sein Land war durch den Krieg verarmt und verdet. Ganze Drfer und Städte waren wst; auf viele Meilen fand man weder Menschen noch Vieh. Da brauchte man einen frsorglichen Landesvater und eine thtige Landesmutter. Der Kursrst vermhlte sich nicht mit der ihm schon frher bestimmten

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 74

1897 - Leipzig : Hirt
74 - Gemahlin am Krankenbette des Kindes allein lassen. Als nach wenigen Tagen der Tod dem zarten Leben ein Ende machte, versagte es ihm sein Pflichtgefhl, in die Heimat und zu seiner trauernden Familie zurckzueilen. 3. Mit groer Bescheidenheit fhrte er sich als Oberfeldherr ein; den ergrauten Generlen, die unter ihm standen, sprach er seine Empfindungen offen aus: Es ist eigentlich wunderbar, da ich junger Mann Sie in dem Feldzuge kommandieren soll, die Sie so viel mehr Erfahrung haben als ich." Aber bald zeigte sich, da seine Beliebtheit bei den Soldaten, seine Kaltbltigkeit im Augenblicke der Gefahr und sein Verstndnis fr die Kriegfhrung ihn zu Grothaten befhigten. Ihm zu Liebe ertrugen die Truppen, mit denen er alles Ungemach teilte, willig die grten Anstren-gungen. Wenn er, allen bekannt, eine hohe, ritterliche Erscheinung, das Auge voll Wohlwollen und Teilnahme, hufig ein launiges Wort auf den Lippen, unter ihnen erschien, jubelten sie ihm zu; vergessen waren Mdig-keit und Entbehrungen, selbst die Todesgefahr; unter den Augen des Kronprinzen gab es nur eine Mglichkeit: voll und ganz seine Schuldigkeit zu thun. So glckte es ihm, zu dem entscheidenden Siege von Kniggrtz (3. Juli 1866) wesentlich beizutragen; trotz groer Entfernung brachte er sein Heer zur rechten Zeit an den Feind. 4. Ruhmgekrnt kehrte er aus dem Feldzuge zurck; aber liebgewonnen hatte er die rauhe Kriegsarbeit nicht. Hher stellte er die Aufgabe, die neugewonnenen Provinzen (Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen-Nassau) mit ihrem Schicksal auszushnen und auch in Sddeutschland den Ha gegen Preußen zu berwinden. Mit feiner aufrichtigen und wahren Liebe fr alle Deutschen, mochten sie diesem oder jenem Stamme angehren, gewann er ihre Herzen; bald begrte man ihn auch dort mit der vertraulichen Bezeichnung: Unser Fritz". Sein gewinnendes Wesen trug nicht wenig dazu bei, da im Kriege von 1870 alle deutschen Stmme mit einmtiger Begeisterung in den Krieg gegen die Franzosen zogen. Derselbe Prinz, der es fr die heiligste Pflicht erklrt hatte, den Krieg, wenn irgend mglich, zu vermeiden, den unver-meidlichen Krieg aber mit Fassung zu erwarten und ihn nicht zu scheuen, wenn er aufgezwungen wrde, mute sich fast wider seinen Willen neue, unverwelkliche Lorbeeren erkmpfen. 5. Er war es hauptschlich, der den Sieg von Sedan ermglichte. Aber auch hier linderte er die Leiden, so viel er konnte, und schonte selbst die Gefhle des Feindes gern.
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